Jedem Neuanfang wohnt ein Zauber inne

Dez 5, 2016

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

 

Der Zauber des Neubeginns in mir

Ich stehe am Ufer des Ammersees. Ich schaue auf die Berge und eine Welle des Glücks läuft durch meinen Körper. Ich bin frei! Frei meine Träume und Visionen Schritt für Schritt in die Welt zu bringen. Ich bin frei das zu tun, was mir wirklich, wirklich wichtig ist.

Ich fühle mich so unglaublich lebendig. Ich weiß nicht, was die Zukunft genau bringt. Die vermeintliche Sicherheit meiner Angestelltentätigkeit habe ich hinter mir gelassen. Es gibt jede Menge Optionen und Möglichkeiten und noch wenig Konkretes. Und doch weiß ich tief in mir:

Ich bin auf dem richtigen Weg!

Der Weg ins Leben

Den Weg aus dem Stress bin ich schon vor vielen Jahren gegangen und ich habe mein Leben neu sortiert und mich neu kennengelernt. Jetzt ist es an der Zeit den Weg in das Leben zu gehen. Es ist Zeit starre Routinen zu durchbrechen. Wie damals nach meinem Burnout ist es eine Entscheidung.

Rollladen-auf-Rollladen-zu-Leben

Als Kind habe ich immer zu meiner Mutter gesagt: „Ich möchte kein ‚Rollladen-auf-Rollladen-zu-Leben‘ führen.“ In meinen Augen waren das Öffnen und das Schließen des Rollos eine Routine. Viele Menschen führen diese Routine auch den Rest des Tages weiter. Das heißt zwischen Öffnen und Schließen der Jalousien geschieht nicht wirklich viel. Diese Vorstellung fand ich als Kind fürchterlich.

Ja, was soll ich sagen. Auch ich habe ein Stückweit dieses Leben geführt. Und was ist geschehen: mein Köper hat mir immer wieder die rote Karte gezeigt. Und ich habe eine Weile gebraucht mich daran zu erinnern, was ich eigentlich will.

Mit meiner Entscheidung, den Weg aus dem Stress herauszugehen, habe ich begonnen mein Leben jeden Tag ein Stück bewusster zu leben. Noch heute bringt jeder Tag mir neue Bewusstheit, da ich mich jeden Tag neu dafür entscheide.

Kick-Off am Ammersee

Mein Treffen mit einer Geschäftspartnerin an meinem ersten Tag in Freiheit haben wir an den Ammersee gelegt. Ich hatte mir fest vorgenommen im Anschluss dort noch etwas spazieren zu gehen.

Das Treffen hat wie so oft länger gedauert als geplant. Und es war ein inspirierendes Gespräch mit vielversprechenden Optionen. Ich hatte noch einiges an Arbeit für diesen Tag geplant: Blog schreiben, XING Profil anpassen usw. Und es war nicht mehr viel Zeit bis ich meine Tochter abholen durfte.

Meine inneren Stimmen begannen zu diskutieren:

Innerer Treiber „Beeil dich“: „Du hast noch so viel zu tun. Du solltest nach Hause. Der Blogartikel schreibt sich schließlich nicht von alleine.“

Ich: „Es tut mir und meiner Kreativität bestimmt gut eine Runde um den See zu gehen.“

Innerer Treiber „Beeil dich“: „Das Wetter ist gar nicht so gut. Du solltest lieber deine Aufgaben erledigen, du warst die letzten drei Stunden schon im Lokal herumgesessen.“

Ich: „Zum einen war es ein wichtiger Termin, um Aufträge zu akquirieren und bekannt zu werden. Zum anderen habe ich einen Termin mit mir selbst. Er steht sogar im Kalender! Hätte ich diesen Termin mit einer anderen Person, würdest ich diesen nicht einfach absagen.“

 

Termine halte ich selbstverständlich ein

20161201_135548-2Ich war bereits an meinem Auto. Ich schloss die Türe wieder ab und machte mich auf zu meinem Spaziergang. Und es war der Hammer. Die Berge waren zu sehen. Der Weg am See entlang durch den noch immer herbstlichen Wald ist ein Traum. Wunderschöne Grundstücke mit Blick auf den See, schönen Häusern und schönen Badebuchten für den Sommer.

Und siehe da, da war auch schon die Idee zu einem Blogartikel, und ich war unglaublich stolz auf mich. Ich habe meinem inneren Treiber die Stirn geboten.

Das Argument, dass ich sehr zuverlässig bin und Termine mit anderen Menschen nur sehr ungern absage, wird mir es künftig leichtmachen meine Verabredungen mit mir selbst einzuhalten.

Ich darf Verabredungen mit mir selbst einhalten.

Ich bin zu tiefst dankbar

Mein erster Tag in der Freiheit ist der Tag der Dankbarkeit. Ich bin zu tiefst dankbar für all die guten Wünsche, für die Mut machenden Worte, für all die Menschen, die sich mit mir freuen. Danke, danke, danke.

Ich bin dankbar für all die Menschen, die mich in den letzten Jahren auf meinem Weg unterstützt haben. Ich bin meinem Mann dankbar, der diesen langen Weg des Burnouts mit mir gegangen ist. Der mir immer wieder den Rücken freigehalten hat und auch immer wieder Sparringspartner für mich war.  Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen.

Ich bin dankbar für all die lieben Menschen, die mir vorangegangen sind und von denen ich lernen durfte. Insbesondere Melanie Mittermaier und Christina Emmer, die mir stets ein leuchtendes Beispiel waren und es immer noch sind. Ihren Weg miterleben zu dürfen war für mich stets eine Motivation weiter zu machen. Von ihnen habe ich gelernt was Netzwerken bedeutet, was ein Unternehmer-Mindset ist und vieles mehr. Vielen Dank, dass Ihr beide all Eure Erfahrungen und Euer Wissen stets mit mir geteilt habt.

Manchmal musst du erst die eine Türe schließen, bevor sich eine neue öffnet

Gestern habe ich die Türe zu meinem alten Arbeitsleben hinter mir geschlossen. Bereits als ich diese Entscheidung getroffen habe sind Wunder passiert und es waren plötzliche Geschenke und Optionen in meinem Leben, die ich früher nicht für möglich gehalten hätte.

Heute habe ich die Türe zu meinem neuen Leben weit aufgestoßen und ich freue mich darauf die Lebendigkeit, die Begeisterung und die Liebe in meinem Leben willkommen zu heißen: die Liebe für die Menschen, die Liebe für das, was ich tue und die Liebe für mich selbst.

Das Leben ist wunderschön.

Herzliche Grüße,

Silke Wolf