Ich bin schon wieder krank
Wieder einmal habe ich meine Zwei-Wochenregel zum Veröffentlichen meines Blog-Artikels nicht eingehalten. Ich bin schon wieder krank und liege genervt im Bett.
Wieder habe ich den Absprung nicht rechtzeitig geschafft. Immer und immer wieder hat mein Körper mir in den letzten Wochen signalisiert, dass es höchste Zeit für eine Pause ist. Immer wieder mal lasse ich den Computer, Facebook, Emails und Co. hinter mir und mache mich auf zu einem Spaziergang übers Feld. Und es hat wieder nicht gereicht. Hört das den nie auf?
„Nur 5% mehr“…
Seit Wochen streiten zwei Stimmen in meinem Kopf: „Wenn ich noch 5% mehr gebe, dann läuft mein Business richtig gut.“ Ich sollte noch mehr auf Facebook und XING posten. Oder einfach mehr „Calls to Actions“ in meinen Blog streuen. Meine Blogartikel besser nach CEO ausrichten. Sollte ich vielleicht doch auch noch Kaltakquise betreiben? Noch ein Webinar? Passt der Titel für meine Workshops? Vielleicht noch einmal bei dem Unternehmen, welches mit mir zusammenarbeiten möchte, nachfragen? Wenn ich mehr Netzwerke, dann… Ja, was dann eigentlich?
… gegen „Nicht gut genug achtgegeben“
Die andere Stimme hält dagegen. „Was hast du denn jetzt wieder gemacht? Warum bist du denn schon wieder krank? Du machst einfach zu viel! Du bist nur noch am Arbeiten. Wenn du nicht arbeitest, versorgst du dein Kind, kochst oder räumst auf. Du brauchst dringend mehr Ruhezeiten. Du weißt doch, was passiert, wenn du nicht auf dich aufpasst. Muss es noch ein Burnout sein oder willst du schon wieder krank werden? Du solltest doch eigentlich weiter sein. Wann kapierst du es endlich!“
STOOOOOOPPPPPPPP!!!!!!
Ich mag weder die eine noch die andere Stimme in mir. Erst mal ein dickes Tape auf den Mund von den Beiden. So jetzt ist Ruhe.
Bin ich schon wieder in dem Programm, was ich vor mehr als 10 Jahren schon mal getestet habe? Das Ergebnis war nicht erstrebenswert und schon gar nicht wiederholenswert.
Ich habe die „nur noch 5% mehr“ mit einem Burnout, sieben Wochen Klinik und eine Vielzahl von Krankheitstagen bezahlt. Damals habe ich erkannt, dass, egal wieviel ich noch gegeben hätte, ich das Problem auf diese Weise nicht hätte lösen können. Ich habe versuchet den Job von 4 Personen gleichzeitig zu machen. Auch wenn ich 200 % mehrgegeben hätte, hätte es wahrscheinlich immer noch nicht funktioniert.
Die Lösung damals
Die Lösung wäre gewesen, die Verantwortung bei den Menschen zu lassen, die auch für die Aufgaben verantwortlich waren, und meine Aufgaben so gut wie möglich zu machen. Auch für den Fall, dass das Projekt gegen die Wand gefahren wäre. So ist meine Gesundheit und beinahe auch noch meine Beziehung gegen die Wand gefahren.
Und was ist die Lösung für heute?
Auf der Suche nach der Ursache
Ich liege im Bett und lese in einem Buch über Krankheiten und ihre psychosomatischen Ursachen. (Christiane Beerlandt: Der Schlüssel zur Selbstbefreiung) Da steht es. Ich fühle mich erwischt. Die alten Themen. Immer wieder das gleiche. Hört das denn nie auf?
Ich lese die Einleitung des 1500 Seiten Wälzers.
„Es sollte mit Nachdruck gesagt werden, dass niemand sich aufgrund seiner Krankheit schuldig, minderwertig oder als Versager zu fühlen braucht, und dass Krankheit auch keine Strafe oder Buße ist. Ganz und gar nichts von allem. Krankheit und Heilung hängen mit Evolution zusammen, mit weiterer tieferer Bewusstwerdung. Und dies heißt auch nicht, dass jemand, der eine Krankheit als Signal entwickelt, ‚weniger evolviert‘ ist, als ein Mensch, der jetzt ‚gesund‘ ist. Es geht darum, im Entwicklungsprozess des Menschen immer weitere Schritte zu machen, und dies verläuft bei jedem Menschen anders.“
Danke für die Erinnerung. Eine Krankheit ist lediglich ein Wegweiser, eine Chance und keine Strafe.
Nimm die Wertung raus
Geht es dir auch manchmal so, dass du verbissen versuchst, das, was ist, aus deinem Leben zu drängen. Du willst nicht krank sein, du willst den Konflikt mit deinem Chef, Partner oder Nachbarn nicht haben. Du willst es einfach nicht so haben, wie es gerade nun mal ist.
Und genau deshalb bleibt es. Energie folgt der Aufmerksamkeit. Nur die Dinge, in die wir unsere Aufmerksamkeit investieren, haben in unserer Realität Bestand.
Als ich schwanger war, gab es in meiner Welt auf einmal unglaublich viele Frauen mit einem Schwangerschaftsbauch. Ich hatte mir oft gedacht, wo waren die vorher alle? Jetzt, da meine Tochter bereits in die Schule geht, sind sie wieder verschwunden. So lange wir kämpfen halten wir das, was ist, in unsrem Leben. Loslassen heißt dem, was ich in meinem Leben nicht mehr brauche, die Aufmerksamkeit zu entziehen.
Ich entspanne mich. Warum mir nicht hier und jetzt die Erlaubnis geben einfach mal auszuruhen, gemütlich im Bett zu liegen und die Termine, Termine sein zu lassen.
Stehen bleiben und zurückschauen
Im Alltag verliere ich oft das, was bereits gut ist in meinem Leben, aus dem Blick. Was hat sich nicht alles schon verändert seit meiner Zeit vor der Klinik. Ich habe bereits so viel Gutes in meinem Leben, so viel Ballast abgeworfen und mich auf den Weg in ein neues, großes Abenteuer gemacht.
- Ich habe vieles losgelassen, was nicht zu mir gehört und was mir nicht gut tut.
- Ich habe eine wunderbare Beziehung zu meinem Mann.
- Ich habe meinen sicheren Job losgelassen, weil er mir nicht mehr entspricht.
- Ich habe mich auf den Weg gemacht, Menschen dabei zu helfen eine neue innere Haltung zu entwickelt, um der Stressfalle zu entkommen.
Geht es wirklich immer wieder um das gleiche?
Ja und Nein. Es geht um das gleiche Thema und es geht um einen neuen Lebensbereich. Seit diesem Jahr bin ich voll selbständig und es gibt keine scheinbare Sicherheit einer Festanstellung mehr.
Ich war 16 Jahre lang fest angestellt und habe zuverlässig am Monatsende mein Gehalt bekommen. Diesen gut bezahlten Job zu verlassen ist etwas, was noch vor kurzem außerhalb meiner Möglichkeiten lag. Jetzt habe ich den Sprung gewagt.
Vertrauen in mich und die Welt
Die Mechanismen, die mich in den letzten Jahren in meinem Job vor zu viel Stress geschützt haben, greifen nur noch teilweise. Ich darf neue Erfahrungen machen, meine Grenzen neu ausloten und neue Glaubensätze zum Thema Selbständigkeit entwickeln. Das funktioniert in der Theorie nur sehr bedingt.
Wie bei einem Kind, das Laufen lernt, heißt es hinfallen, wieder aufstehen, vertrauen und weitermachen. So lange bis es funktioniert.
Es heißt dranbleiben.
Meine alten Muster sind manchmal ganz schön hartnäckig. Und ich auch!
Was motiviert dich jeden Tag daran zu bleiben?
Mich motiviert mein großes Ziel. Ich möchte Menschen helfen einen Weg aus dem Stress zu finden und somit meiner Burnout-Erfahrung einen Sinn zu geben. Ich möchte meinem Kind das Gefühl von bedingungsloser Liebe geben. Ich möchte meine Beziehungen mit Spaß und Leichtigkeit leben. Ich möchte die Welt ein kleines bisschen besser machen. All das gibt mir die Kraft dran zu bleiben, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen.
Bleib dran. Es lohnt sich. Es wird immer leichter. Versprochen.
Folge der Freude
Wir sind wunderbare Wesen. Der Weg zu uns selbst geht nicht über Stress und harte Arbeit, sondern über die Freude. Stell dir öfters mal die Frage, was würde mein Kind jetzt gerade wollen, und dann, tue es einfach.
Seit einiger Zeit poppt immer wieder eine Erinnerung an meine Zeit in Stuttgart auf. Manchmal hat es dort im Sommer einen richtigen Platzregen gegeben. Wenn ich dann auf dem Weg nach Hause war, habe ich meine Schuhe ausgezogen und bin einfach durch den Regen gelaufen. Ich habe mich in diesem Moment so glücklich und lebendig gefühlt und habe mich über die verwunderten Blicke der Menschen gefreut.
Vielleicht ist es an der Zeit, mal wieder die Schuhe auszuziehen und durch den Regen zu laufen!
Willkommen im Leben.
Herzliche Grüße,
Silke Wolf