Work-Life-Balance, Work-Life-Integration oder doch lieber Work-Life-Blending?

Jan. 28, 2019

Work-Life-Balance

Ein Wort, welches in vielen Ratgebern der letzten Jahre aufgetaucht ist und Titel vieler Vorträge und Workshops war und ist. In den Gesprächen mit meinen Klienten, mit Menschen, die meine Vorträge und Workshops besuchen, stelle ich immer wieder fest, dass die Aufgabe uns und unser Leben in Balance zu halten scheinbar eine immer größere Herausforderung ist. Ein Thema, welches auch mich persönlich immer wieder aufs Neue beschäftigt.

Ist Arbeit nicht ein Teil meines Lebens?

Im Internet finden sich immer wieder Bilder einer Waage, in der sich unsere Arbeit und unser Leben gegenüberstehen.

  • Was bedeutet eigentlich, dass „Life“ und „Work“ sich gegenüberstehen?
  • Findet das Leben tatsächlich nur außerhalb unserer Arbeit statt?
  • Unterbrechen wir unser Leben, wenn wir zur Arbeit gehen?

Oder ist unsere Berufstätigkeit nicht viel mehr einfach nur ein anderer Bereich unseres Daseins, eine andere Rolle, die wir einnehmen, und damit aber auch Teil unseres Lebens?

Ist die strikte Trennung zwischen Beruf- und Privatleben die Lösung?

Nach meiner Auszeit aufgrund meines Burnouts, habe ich lange Zeit sehr streng zwischen Arbeit und Privatleben getrennt. Meine Arbeit fand im Büro des Kunden statt. Sobald ich diese verlassen habe, habe ich die Rolle als IT-Consultant und Arbeitnehmer verlassen und bin zur Mutter und Partnerin geworden. Diese klare Trennung hat mir eine gefühlte Sicherheit geben nicht wieder in eine Überlastungssituation zu kommen.

Work-Life-Integration und Work-Life-Blending kommen ins Gespräch

In meiner neuen Rolle als Unternehmerin ist eine so strikte Trennung wie in meinem Angestelltendasein nicht immer sinnvoll und auch nicht mehr so einfach durchführbar. Das fängt schon damit an, dass mein Office in der Regel zu Hause ist.

Durch die digitale Vernetzung verschwimmt die Linie zwischen Privat- und Berufsleben immer mehr. Der Begriff Work-Life-Integration wird geprägt.

In unserer modernen Arbeitswelt ist es immer häufiger so, dass unsere Arbeit und unser Privatleben sich vermischen. Deshalb spricht man im Rahmen von „New Work“ auch immer häufiger von Work-Life-Blending. Das heißt Arbeit und Privatleben durchdringen sich immer mehr.

Das Konstrukt der strikten Trennung ist sehr starr und manchmal auch ehr schwerfällig. Die digitale Kommunikation eröffnet uns viel Flexibilität, wir sparen Organisationsaufwand und Zeit.

Mobile Kommunikation ermöglicht uns das Arbeiten von zu Hause

Jeder im Home-Office kennt es, dass Arbeit und Privatleben nicht immer klar zu trennen ist. Es birgt ja auch jede Menge Vorteile. Ich spare mir die Fahrzeit und bin da, wenn ein Paket geliefert wird. Ich kann in einer kurzen Pause die Wäsche zusammenlegen oder das Geschirr abspülen, Mittagessen mit meinem Mann, der auch im Home-Office ist oder mal schnell zum Arzt huschen.

Berufliche und private Notwendigkeiten und Annehmlichkeiten in Einklang bringen

Durch die vielen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation können private und geschäftliche Verpflichtungen leichter in Einklang gebracht werden. Geschäftliche Telefonate können im Auto auf dem Weg zum privaten Termin geführt werden. In der Wartezeit oder auf Reisen können wir Emails beantworten und mit der Familie und den Mitarbeitern in Kontakt bleiben. Wir können im Café, am See oder im Hotel arbeiten und zur Abkühlung kurz ins Wasser springen und in unserer Badehose weiterarbeiten. Wir können überall dringende Mails oder ein wichtiges Telefonat entgegennehmen. Keiner muss mehr stundenlang vor dem Telefon sitzen und warten bis der eine ausschlaggebende Anruf eingeht.

Viele Informationen stehen uns jeder Zeit zur Verfügung

Jeder kommt zu jeder Zeit von praktisch überall auf der Welt an die wichtigen Informationen. Noch vor nicht allzu langer Zeit haben wir stundenlang, vielleicht sogar tagelang für viele dieser Informationen recherchieren müssen.

Was für eine Erleichterung und trotzdem haben wir Stress: Was fehlt?

Das heißt, alles in allem sparen wir mit Hilfe der digitalen Kommunikation sehr viel Zeit. Aber warum wird dann unser Leben gefühlt nicht leichter?

Was wir benötigen sind neue Regeln und eine neue innere Haltung.

  • Wir brauchen klare Absprachen mit unseren Vorgesetzten, Kunden, Familien und Bekannten über die verschiedenen Erwartungshaltungen, Reaktionszeiten, Arbeitszeiten und Freizeiten.
  • Wir können Leistung nicht immer an der Zeit fest machen, sondern daran, ob die Aufgaben gut und termingerecht erledigt wurde. Nur weil ein Mitarbeiter acht Stunden vor einem PC sitzt, heißt es nicht, dass er auch wirklich produktiv ist.
  • Es bedarf einer klare Trennung der unterschiedlichen Rollen, die wir einnehmen. Wann bin ich Business-Frau oder -Mann und wann bin ich Mutter oder Vater, Partner(-in). Ich selbst darf mir klar sein, wann ich welche Rolle lebe und dies auch klar an mein Umfeld kommunizieren.
  • Wir benötigen Disziplin, Fokus und Eigenverantwortung. Wir müssen uns Zeiträume schaffen, in denen wir konzentriert und ungestört arbeiten können. Genauso brauchen wir Zeiten, in denen wir ungestört mit uns selbst und unseren Lieben sein können. Wann bin ich Offline? Wann bin ich erreichbar? Wann muss ich erreichbar sein und wann kann ich mich ausklinken?
  • Was machen wir mit der „gewonnen“ Zeit? Arbeiten wir noch mehr? Lassen wir uns noch stärker in den Strudel des „beschäftigt“ seins ziehen?

Der Dreiklang zwischen Arbeit, Privatleben und Ich-Zeit entspannt

Für mich ist neben meinem Unternehmerdasein und meinem Familienleben eine Komponente sehr wichtig geworden, ohne die meine persönliche Balance immer wieder in Schieflage gerät: das ist meine „Ich-Zeit“.

Das ist die Zeit, in der es keine Erwartungen an mich gibt, in der ich entscheide, was ich tue oder lasse. Zeit, in der ich einfach ich sein kann und keine der vielen Rollen erfüllen muss.

Energiespender Ich-Zeit

Ich-Zeit kann sehr vielfältig sein. Für mich ist es meine Meditation, mein Yoga, meine Zeit in der Stille, Sauna, Laufen gehen, Spazieren gehen und es kann gelegentlich sogar mein Business oder die Hausarbeit sein. Es geht für mich weniger um das WAS wir machen, sondern vielmehr um das WIE wir es machen.

Machen wir es, weil wir glauben, es wird von uns erwartet, oder wollen wir das tun, was wir tun? Machen wir es ungestört, mit Hingabe und in unserem Rhythmus kann jede Aufgabe zur ICH-Zeit und somit zum Energiespender werden.

  • Was ist deine ICH-Zeit?
  • Wie bringst du dein Leben in Balance?
  • Trennst du Arbeit und Privatleben strikt oder fließt es ehr ineinander?

 

Herzliche Grüße,