5 gute Gründe weshalb Ihre Mitarbeiter öfter mal Nein sagen sollten

Apr. 7, 2021

Ihre Mitarbeiter sind immer erreichbar, übernehmen jede Aufgabe, lösen alle Probleme…

 

Sie sind stolz auf Ihre Mitarbeiter, denn sie geben immer ihr Bestes. Egal wie eng die Termine getaktet sind und welche Schwierigkeiten sich Ihnen in den Weg stellen, sie geben immer 200 %.

Allerdings haben Sie in den letzten Wochen und Monaten festgestellt, dass die Stimmung im Team gereizt ist. Es sind auch ein paar teure Fehler passiert, was Sie so von Ihren besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so nicht gewohnt sind.

Gerade jetzt ist es wichtig, dass Ihre Mitarbeiter funktionieren. Die Termine drücken. Es haben sich auch noch unerwartete Schwierigkeiten ergeben. Bei nicht Einhaltung der Lieferfristen drohen zusätzlich hohe Strafzahlungen. Dazu ist auch noch ein wichtiger Kollege ausgefallen.

Genau in diesen Situationen ist es elementar, dass auch die ehrgeizigsten Mitarbeiter auch einmal NEIN sagen und die Bitten des Geschäftsführers oder der Führungskraft ausschlagen.

Grund #1 – Nein Sagen zeugt von einer funktionierenden Qualitätskontrolle

Das Nein eines Mitarbeiter ist nicht automatisch ein Zeichen von Unlust, Schlendrian oder Ablehnung. Ein Nein an der richtigen Stelle ist ein Signal, dass diese Person klare Prioritäten hat und Stellung bezieht.

Ein Nein kann somit ein Ja für fokussierteres arbeiten sein. Es garantiert eine berechenbare, zuverlässige Lieferung der erwarteten Arbeiten im abgesprochenen Zeitraum bei konstant hoher Qualität.

Somit ist ein klares Nein zur rechten Zeit Ausdruck einer gut funktionierenden Qualitätskontrolle Ihrer Mitarbeiter. 

Grund #2 – Ein Nein fördert die Produktivität

Ein klares und konsequenstes Nein schafft eine klare Priorisierung und macht Fokussierung auf bestehende Aufgaben möglich. Fokussierung schafft mehr Produktivität bei einer hohe Qualität und somit einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Steve Jobs hat im Jahre 1997 ein öffentliches Plädoyer für die Bedeutung des Nein gehalten. Er war damals gerade an die Spitze von Apple zurückgekehrt. Der Konzern stand kurz vor der Pleite.

Jobs sage Nein zu viele Produkten und Forschungsprojekten. Er konzentrierte sich auf die Stärken des Unternehmens und legte mit dem Fokus auf den iMAc den Start für den noch immer andauernden Erfolg von Apple.

Grund #3 – Ein Nein an der richtigen Stelle stärkt die firmeninternen Werte

Wer Nein sagt, bekennt sich nicht nur zu seinen Grenzen sondern auch zu seinen Werten. Und im besten Fall sind das auch Werte, die für das Unternehmen eine wichtige Rolle spielen und dessen Kultur prägen.

Gehen wir davon aus, Ihr Unternehmen steht für Innovation, Ihre Führungskräfte und Mitarbeiter sagen niemals Nein zu alten Prozessen und Arbeitsweisen. Ihre Büroräume schauen noch immer so aus wie vor 50 Jahren. In diesem Fall steht der Wert Innovation vielleicht auf Ihrem Firmenschild oder er hängt an der Wand, wird aber nicht gelebt und ist somit wertlos.

Nur wenn es Mitarbeiter gibt, die zu Entscheidungen, Prozessen, Aufgaben und vielleicht auch mal zu Kunden, die im Widerspruch zu den Firmen eigenen Werten stehen, Nein sagen, gewinnt ihr Unternehmen in zweifacher Hinsicht: auf der einen Seite gewinnt es an Glaubwürdigkeit nach innen und außen, auf der anderen Seite gewinnen die firmeninternen Werte innerhalb Ihrer Belegschaft an Kraft.

Grund #4 – Ein Nein stärkt die Kompetenzen all Ihrer Mitarbeiter

Durch ein klares Nein stärken Ihre Mitarbeiter nicht nur ihr eigenes  Selbstbewusstsein und steigern die emotionalen sowie sozialen Kompetenzen im Umgang mit anderen, sie übernehmen auch gleichzeitig Verantwortung für ihr Handeln und für ihren Aufgabenbereich.

Gleichzeitig belassen überlegte Nein-Sager die Verantwortung von Aufgaben und Handlungen anderer Kollegen auch in deren Händen. Das heißt nicht, dass Sie keine Hilfestellung leisten oder ihr eigenes Wissen nicht weitergeben. Sie machen das allerdings so, dass die neuen und unerfahrenere Mitarbeiter, die eigenen Kompetenzen erweitern können, durch ihre Fehler lernen und somit Verantwortung übernehmen.

Grund #5: Sinkende Kosten durch weniger Ausfall von Mitarbeiter und weniger Fehler

Notorische Jasager stehen meist enorm unter Stress. Sie werden von einer Flut von Aufgaben überrollt und durch jedes weitere unüberlegte Ja sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Ergebnisse rechtzeitig geliefert werden können. In Folge dessen wächst der Stress für den Betroffen und für die Kollegen, die auf die Ergebnisse angewiesen sind. Die Sorgen über nicht erledigte Aufgaben, schwelende Bomben im Postfach, unzufriedene Kunden oder Kollegen, die auf ein längst überfällige Zuarbeit warten, lassen diese Mitarbeiter häufig auch Nachts nicht zur Ruhe kommen.

Es ist mittlerweile hinlänglich bekannt, dass Menschen unter Stress einen schlechteren Zugriff auf ihr kognitives Gehirn haben. Das heißt diese Menschen befinden sich in einer Abwärtsspirale. Sie werden immer unzuverlässiger, die Produktivität sinkt merklich, sie machen immer größere, vielleicht sogar schwerwiegendere Fehler, die einem Unternehmen viel Geld kosten. Im schlimmsten Fall fallen sie wegen Burnout oder anderen stressinduzierten Krankheiten über längere Zeit aus.

Aus meiner eigenen Erfahrung und die meiner Klienten kann ich sagen, dass die geleistete Mehrarbeit mit den Kosten von Fehlern, Produktivitätsverlust und langen Ausfallzeiten meist in keinem lohnendem Verhältnis für das Unternehmen stehen.

Studien zeigen, dass abhängig von der Position der Erkrankten, betragen die Kosten für das Unternehmen pro Burnout-Fall zwischen 50.000 und 100.000 €.

Differenzierte Betrachtung der Neinsager

Natürlich gibt es auch notorische Neinsager. Menschen, die ein imaginäres Schild mit der Aufschrift „Ich bin dagegen!“ mit sich herumtragen, oder andere, die gerne die Verantwortung anderen überlassen und sich vor jeder Aufgabe drücken.

Wie bei wahrscheinlich allen Themen müssen wir auch hier die Menschen, die uns umgeben, differenziert betrachten und notorische von bewussten Neinsagern unterscheiden. Es ist wichtig, dass wir als Führungskraft oder Unternehmen mit unseren Mitarbeitern in einen offenen Dialog gehen, um zu verstehen, was diese antreibt und manchmal auch bremst.

Beobachten Sie Ihr Unternehmen

Überprüfen Sie Ihre eigene Nein-Sag-Kultur und die Ihres Unternehmens. Wie gehen Sie mit einem Nein um? Sind Neins willkommen, geduldet oder gar nicht gerne gesehen?

Welche Menschen sagen immer Ja? Sind das die Leistungsträger Ihres Unternehmens oder diejenigen, die ständig über eine zu hohe Arbeitslast klagen?

Betrachten Sie die Produktivität und Qualität ihrer Dienstleistung oder Produkte, die Motivation und die Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter und die Kosten für Ausfallzeiten und Fehler. Gibt es Bereiche, in denen ein Nein eine Verbesserung bewirken könnte?

Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter beim Nein sagen

Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Sagen Sie bewusst und an den richtigen Stellen Nein. Dann haben auch Ihre Mitarbeiter die Erlaubnis für ein gut überlegtes Nein.

Gehe Sie mit Ihren Mitarbeitern in einen offenen Dialog. Finden Sie die Gründe für die unüberlegten Jas heraus. Bieten Sie Ihre Unterstützung an. Die ausgestreckte Hand annehmen und losgehen muss jeder Mitarbeiter selbst.

Bieten Sie Ihren Mitarbeitern die Chance die eigenen Motivationen zu verstehen und sich aktiv für eine Veränderung zu entscheiden. 

Mein Angebot für Ihre Mitarbeiter

Für Menschen, die mehr Unterstützung brauchen, habe ich einen Onlinekurs mit vielen Reflexionen, Übungen und Tipps rund um das Nein sagen erstellt. Diesen gibt es entweder im Selbstlernkurs oder mit einem dreistündigen persönlichen Coaching inklusive, um eine möglichst nachhaltige Veränderung und Erleichterung im Arbeitsalltag zu erreichen.

Mehr Informationen finden Sie hier

Ich wünsche Ihnen eine spannende und entspannte Zeit.

Es grüßt Sie herzliche,

Ps.: Wie jeder in 5 Schritten zu einem leichtern Nein finden, können Sie in meinem Artikel „Einfach öfter Nein sagen oder endlich gesunde Grenzen setzen“ nachlesen.