Wie du den Druck von „Beeil dich!“ loslässt und innere Ruhe findest.
In diesem Artikel erfährst du, wie innere Antreiber wie „Beeil dich!“ Stress und Hektik erzeugen – und welche 10 einfachen Schritte dir helfen, bewusst gegenzusteuern, Ruhe zu finden und wieder klar zu handeln.
Kennst du solche Tage?
In der Arbeit war einiges los. Ich habe gefühlt noch 1000 Dinge auf meiner Liste, die ich erledigen möchte, bevor ich mein Kind aus dem Hort abhole.
Zuhause hetze ich zwischen Keller, Erdgeschoss und 1. Stockwerk auf und ab. Da sehe ich die Kleider, die noch nicht aufgeräumt sind. Die Wäsche muss noch zusammengelegt werden. Es müsste auch dringend mal gesaugt werden. Die Aufgaben für meine Selbständigkeit türmen sich auf einem Stapel auf dem Tisch. Oje, wann soll ich das noch alles machen?
Ich schnappe mir die Dinge, die in den Keller müssen. Da fällt mir ein, der Einkaufszettel muss auch noch geschrieben werden. Schnell, dann kann ich direkt nach dem Abholen meiner Tochter noch im Bioladen vorbeifahren. Beim Herausziehen des Kochbuches fallen mir alle anderen Bücher aus dem Regal. Mist. Schnell wieder einräumen…
STOPP! Höchste Zeit durchzuatmen!
Das ist der Moment, an dem ich allerspätestens die Reißleine ziehe und in den Modus „Entschleunigung“ verfalle.
- Ein großes rotes Stoppschild erscheint vor meinem geistigen Auge. Das bedeutet für mich, alle Aktivitäten sofort einzustellen.
- Hinsetzen und Füße spüren!
- Ein Glas Wasser trinken und dreimal tief durchatmen. Das aktiviert meinen Parasympathikus, der wieder mehr Ruhe in meinen Körper bringt.
- Anschließend, wenn ich mich etwas beruhigt habe, überlege ich mir: „Was ist jetzt wirklich, wirklich wichtig?“
- Alle für diesen Moment unwichtigen und/oder nicht dringenden Aufgaben schreibe ich auf einen Zettel. Diesen lege ich zur Seite!
- Jetzt konzentriere ich mich auf die eine wichtige Aufgabe.
- Ich gehe jeden Schritt ganz langsam und bewusst. Ich spüre meine Fußsohlen auf dem Boden.
- Ich fasse alles mit größter Sorgfalt und Bewusstheit an. Ganz langsam und bedächtig.
- Bemerke ich, dass mein Geist wieder abschweift und sich weiteren Planungen und Überlegungen hingibt, erinnere ich ihn liebevoll und lenke meine Aufmerksamkeit wieder auf die eine wichtige Aufgabe.
- Auch wenn mein Geist die noch nicht erledigten Dinge entdeckt, lenke ich meinen Fokus wieder zurück auf die eine wichtige Aufgabe. Ich erkläre meinem Kopf: „Die Aufgaben sind auf der Liste. Ich werde sie nicht vergessen. Alles hat seine Zeit.“
„Wenn du es eilig hast, gehe langsam!“ (Lothar Seiwert)
Erstaunlicherweise bekomme ich in diesem Modus meist mehr geschafft, auch wenn ich für mich gefühlt super langsam gehe. Ich habe unglaublich viel erledigt und bin am Abend immer noch entspannt. Mein Qi Gong Lehrer hat mir mal gesagt:
„Du kannst schnell gehen, wenn du innerlich ruhig bist.“
„Monkey Mind“ – Wie vom wilden Affen gebissen
Im Buddhismus spricht man sehr treffend vom „Monkey Mind“. Was so viel bedeutet, dass unser Geist meist, wie ein wilder Affe, von einem Gedanken zum nächsten springt. Er beschäftigt sich mit der Vergangenheit. Er denkt darüber nach, was alles schiefgelaufen ist, oder was wir besser hätten machen sollen. Er ist mit der Planung unserer Zukunft beschäftigt und im näcshten Moment ist bei dem, was wir alles noch erledigen müssen.
Dabei sind viele unserer Gedanken redundant. Unser Gehirn bewegt sich oft in einer Dauerschleife und denkt dieselben Gedanken immer und immer wieder. Nur selten sind wir wirklich im Augenblick.
95% unserer Handlungen, Entscheidungen, Gedanken laufen unbewusst ab
Ist das nicht der erstaunlich? Es gibt Wissenschaftler, die behaupten es sind sogar noch mehr.
Unser Gehirn ist darauf trainiert Energie zu sparen. Jede automatisierte Handlung spart unserem Gehirn Energie. Und unser Gehirn benötigt richtig viel davon.
Das bringt uns im Alltag viel Gutes. Sie können Autofahren und nebenbei telefonieren oder Musik hören. Ebenso können Sie Radfahren und trotzdem auf den Verkehr achten und kommen sicher an Ihr Ziel, ohne darüber nachzudenken zu müssen, wie Radfahren geht.
Hektik kann zu Burnout führen
Ein Burnout entsteht dann, wenn du überlange Zeit mehr Energie investiest, als dass du auftankst. Der innere Antreiber „Beeil dich!“ macht uns glauben, dass wir nie ausreichend Zeit haben. Immer und egal in welcher Situation. Er sorgt dafür, dass wir immer schneller und immer mehr arbeiten. Wir haben schon gar keine Zeit für Pausen. Zusätzlich sorgt die Hektik, wie wir unter unseren Kollegen verbreiten und die Reihe an Flüchtigkeitsfehlern, welche auf Grund unserer immensen Schnelligkeit passieren, für wachsenden Unmut unserer Mitmenschen und so oft zu zusätzlichem Stress.
Sich zu beeilen ist an sich nicht verwerflich und manchmal durchaus von Nöten, nur nicht im Dauermodus. Schnell zu sein hat Menschen mit diesem Antreiber irgendwann in früheren Zeiten genutzt. Du hast irgendwann einmal, wahrscheinlich in deiner Kindheit gelernt, dass dein Bedürfnisse nach Anerkennung und Zugehörigkeit erfüllt wird, wenn due dich nicht beeilst. Eile hat dafür gesorgt, dass du geliebt und vielleicht auch gelobt wurdest.
In heutigen Berufsleben haben manche von uns diese tief sitzenden Gedankenmuster so verinnerlicht, das dieser Gedanke, sich beeilen zu müssen stets präsent ist und uns immer wieder zu einer ungesunden Schnelligkeit antreibt. Selbst wenn wir nur auf die Tolilette gehen.
Um etwas zu verändern, musste Sie sich Ihrer Gedanken und Ihres Verhaltens erst bewusst werden. Der erste Schritt war die Ehrlichkeit mit mir selbst.
Mit Hilfe von Resilienz zu mehr innerer Ruhe
Ein innerer Antreiber ist ein lang trainiertes und tief verinnerlichtes Denk- und Verhaltensmuster, welches wir nicht von heute auf morgen ablegen können. Es braucht Zeit, Geduld, einen liebevollen Umgang mit uns selbst und mit unserem inneren Antreiber.
In dem du deine Resilienz und deine Fähigkeit deine Emotionen selbst zur regulieren stärkst, lernst du im ersten Schritt entspannteren Umgang mit anstrengenden Situationen und lernst einen neuen Umgang mit deinen inneren Stimmen, die uns immer wieder zur Eile treiben. Und irgendwann werden diese Stimmen immer leiser.
Selbstregulierung durch Meditation
In der Meditation lernen wir unsere Gedanken zu kontrollieren. Wir beobachten unsere Gedanken, wie sie kommen und gehen und richten unsere Aufmerksamkeit immer wieder unserem Atem. Jedes Mal, wenn wir zu unserem Atem zurückkehren, lassen wir einen Gedanken los. Immer wieder. Das hilft uns auch in unserem Alltag Gedanken wie „Ich habe keine Zeit!“ zu erkennen und loszulassen.
Durch permanentes Üben wird unser Gehirn ruhiger und ruhiger und die Lücken zwischen zwei Gedanken größer. Wir werden uns immer bewusster, was unser Geist denkt und können somit bewusst eingreifen. Meditation lehrt uns anstrengende und kontraproduktive Gedanken loszulassen sowie im Hier und Jetzt zu sein.
Ideen für kleine Meditationen im Alltag
Meditation ist nicht nur Sitzen und den Atem beobachten. Du kannst Achtsamkeit auch im Alltag üben, zu jeder Zeit. Hier ein paar Ideen.
- Achtsames Dusche: Anstatt den Tag zu planen, fühl doch mal die warmen Wassertropfen auf deiner Haut. (Ich war echt erstaunt, wie schön sich das anfühlt.)
- Bewusstes Essen (vielleicht sogar im Schweigen). Kaue jeden Bissen 36-mal. (Ist nebenbei fantastisch für deine Verdauung.) Lese neben her kein Buch und schaue auch nicht fern. Konzentriere dich auf das, was du schmeckst und riechst.
- Gehe langsam und bewusst. Setze ganz bewusst einen Fuß vor den anderen und fühle deine Fußsohle am Boden. Wie verändert sich dabei deine Wahrnehmung der Umgebung?
- Putze dir ganz bewusst die Zähne. Einen Zahn nach dem anderen.
- Machen Sie deinen Abwasch zur Meditation.
- Sauge dein Haus meditativ.
- Unkraut zupfen eignet sich auch sehr gut für eine Meditation.
Ein Tipp: Beginne mit EINER Tätigkeit, und nehme in deinem eigenen Tempo eine neue Aktivität dazu
Wenn du das Gefühl hast, dass dein innerer Antreiber dich immer wieder in Hektik treibt: Probiere eine der Übungen noch heute aus. Spüre, wie sich allein ein bewusster Atemzug oder ein langsamer Schritt anfühlen kann. Kleine Veränderungen machen oft den größten Unterschied. Und wenn du dir Begleitung wünschst, um tiefer an deinen Mustern zu arbeiten – dann lass uns sprechen.
Mehr zu den inneren Antreibern findest du hier: Innere Antreiber – Stress erkennen und lösen