„Das Wasser, das du nicht trinken kannst, lass es fließen.”
Weisheit aus Mexiko
Ein Satz, der mir diese Woche begegnet ist und mich seitdem nicht mehr wirklich loslässt. Was würde sich in meinem Leben alles verändern, wenn ich alles, was ich aktuell nicht benötige, fließen lasse? Und was würde es für die Welt bedeuten, wenn ein jeder diese Weisheit beherzigen würde?
Reisen mit leichtem Gepäck
Ich bin schon immer gerne weit weggereist. Ich wollte Neues kennenlernen, faszinierende Landschaften und Tiere sehen, fremde Kulturen erleben. Am besten geht das in meiner Welt auf eigene Faust und mitten drin statt nur dabei.
Früher habe ich einmal im Jahr meinen Rucksack gepackt und meinem bequemen Leben den Rücken gekehrt. Mit immer weniger Gepäck bin ich zu meinen kleinen Abenteuern aufgebrochen.
Diese Reisen waren für mich immer eine Erinnerung daran, wie wenig ich eigentlich brauche, um wirklich glücklich und zufrieden zu sein.
Auf meinen Reisen war es einfach das Wasser fließen zu lassen
Wenn ich Hunger hatte, habe ich mir etwas zu Essen gekauft. In den Ländern, in denen Essengehen teuer war, habe ich im Backpacker selbst gekocht.
Wenn ich keine sauberen Kleider mehr hatte, habe ich sie zur Wäscherei gebracht oder habe mir auf dem Markt ein paar neue besorgt.
Am Abend habe ich mir eine Unterkunft besorgt. Ein Dach über dem Kopf, ein einfaches, sauberes Bett und eine Toilette haben genügt, um mich für die Abenteuer des nächsten Tages zu stärken.
All die Dinge, die ich zu Hause zu brauchen meinte, habe ich in diesen Wochen nicht wirklich vermisst.
Und es geht mit noch weniger
Auf einer meiner Reisen habe ich einen jungen Holländer kennengelernt, dem sie das Gepäck gestohlen hatten. Nach dieser Erfahrung hat er beschlossen sein Gepäck noch weiter zu reduzieren. Er hatte einen wirklich winzigen Rucksack. Und doch war alles drin, was er benötigte. In den Tagen, in denen wir gemeinsam gereist sind, hat er sich noch einen Löffel aus Holz geschnitzt. Er meinte, ein Löffel sei nun wirklich etwas Sinnvolles.
Die Zivilisation hat mich wieder
Kaum zu Hause angekommen, hat es nur wenige Wochen – oder waren es nur Tage? – gebraucht und ich war wieder ein Kind unserer Zivilisation. Mit all den Bedürfnissen und Wünschen, die diese hervorbringt.
Heute habe ich eine Familie. Wenn wir reisen, dann reisen wir nicht mit Rucksack und auch die Unterkünfte sind luxuriöser geworden. Ohne vorgebuchte Unterkünfte ist mit den Kindern schwierig. Auch heute ist für mich der schönste Urlaub, wenn wir viel unterwegs sind, mit ein paar Ideen in den Tag starten und dann schauen, was der Tag uns bringt.
Ausstieg aus der IT
Ich bin Ende letzten Jahres aus meinem sicheren Job in der IT ausgestiegen. Lange Zeit dachte ich, es geht nicht. Ich weiß nicht wie ich es machen soll. Als ich mir sicher war, dass es nicht nur ein Wunsch, sondern eine Notwenigkeit ist, haben sich plötzlich die Türen geöffnet und der Weg lag vor mir.
Manchmal muss man erst eine Türe schließen, bevor sich eine neue auftut.
Seit meiner Selbständigkeit arbeite ich wesentlich mehr und verdiene bislang deutlich weniger. Trotzdem bin ich wesentlich zufriedener, gesünder und motivierter als zuvor.
Wieviel Geld brauche ich um mich sicher zu fühlen?
Immer wieder kommt der Gedanke, was ist, wenn alle vorhandenen Geldreserven versiegt sind und immer noch nicht genug nachfließt? Muss ich meine Preise erhöhen? Wie bekomme ich mehr Kunden? Wie kann ich meinen Geldfluss sichern? Müssen wir dann unter die Brücke ziehen?
Muss ich wieder Geld anhäufen, um mich sicher zu fühlen? Wie groß muss dieser Berg sein? Kann ich auf den Berg verzichten und darauf vertrauen, dass die Quelle nicht versiegt?
Alles im Fluss
Der Gedanke dem Fluss des Lebens zu vertrauen hat für mich eine besondere Faszination und er macht mir noch immer etwas Angst.
Was verändert sich in meinem Leben, wenn ich loslasse und dem Leben vertraue und mir zu jedem Zeitpunkt nur das, was ich aktuell brauche, aus dem Fluss des Lebens nehme?
Für mich bedeutet es nicht, dass ich mit meinem Business kein Geld mehr verdienen darf. Nein, ganz im Gegenteil. Es bedeutet nur das Geld am Fließen zu halten. Das, was ich verdiene, darf weiterfließen, zum Beispiel
- in neue Projekte,
- zu Menschen, die mich mit ihrer wertvollen Arbeit unterstützen,
- in meine Weiterbildung,
- in eine schöne Zeit mit meinem Partner,
- in Reisen, in denen wir die Welt kennenlernen,
- in die Ausbildung meiner Kinder,
- in biologische Produkte,
- zu Menschen, die die Welt mit ihrem Tun bereichern,
- ….
Was, wenn…
Was würde es bedeuten, wenn jeder vom dem, was da ist, nur das nimmt, was er wirklich braucht? Bräuchten wir dann überhaupt noch Geld?
Was, wenn wir keine Staudämme bauen würden, die andere Landstriche austrocknen lassen und damit den Menschen dort die Lebensgrundlage entzieht?
Was, wenn wir Lebensmitteln nicht horten oder vernichten würden, sondern jeder Mensch sich das nehmen kann, was er zum Leben braucht?
Was, wenn jeder Mensch einfach das tut, was er gerne und gut tut, und es den anderen zu Verfügung stellt?
Es gäbe wahrscheinlich …
Es gäbe wahrscheinlich keine Existenzängste mehr, denn es wäre für alle genug da. So wie genug Luft zum Atmen da ist. Auch wenn alle unsere Nachbarn atmen, haben wir keine Angst, dass uns die Luft ausgehen könnte. Das ist anders sobald es um Geld und Erfolg geht. Bezüglich Geld und Erfolg stehen wir alle in Konkurrenz.
Es gäbe wahrscheinlich keine Unzufriedenheit und kein Burnout mehr, da es keine Existenzängste mehr gibt und jeder mit dem beschäftigt ist, was er gut und gerne tut.
Es gäbe wahrscheinlich keine Blasen mehr, die platzen können.
Es gäbe wahrscheinlich keine Börsen, keine Bänker, vielleicht auch keine Anwälte und keine Richter mehr.
Es gäbe wahrscheinlich keine Kriege mehr, da es nichts mehr gibt, was wir uns wegnehmen könnten. Zerstören wir etwas, nehmen wir es uns allen weg und nicht nur den „anderen“.
Worauf warte ich eigentlich noch?
- Was lässt du schon alles fließen?
- Was hortest du in deinem Leben?
- Was würde sich in deinem Leben verändern, wenn du nicht mehr festhältst?
Willkommen im Leben.
Herzliche Grüße,