Überleben im Homeoffice: Tipp 3# Selbstfürsorge

Mrz 15, 2021

Mehr als ein Jahr Pandemie

Am 11. März 2020 wurde offiziell von der WHO die Pandemie ausgerufen. Seit nun fast einem Jahr sind viele von uns im Homeoffice. Für manche ein Segen allerdings besonders für Familien auf engem Raum und alleinstehende Menschen, welche ein ausgeprägtes Nähebedürfnis haben, eine echte Herausforderung. Ein mancher Unternehmer musste sein Geschäft bereits zum zweiten Mal schließen.

Die Situation des Lookdown ist eine starke Belastung für uns alle. Menschen haben ein starkes Bedürfnis, nach Autonomie, Überblick und Orientierung sowie Beziehungen. Diese Kernbedürfnisse sind momentan alle verletzt.

  • Wir haben nicht die Autonomie uns mit mehren Menschen zu treffen. Wir können nicht ins Kino, in Restaurants oder reisen und arbeiten, wie wir wollen.
  • An vielen Stellen fehlt uns der Überblick und die Orientierung völlig. Wir haben alle keine Idee wie es weitergeht und wann wir unser „normales“ Leben wieder aufnehmen können.
  • Und Beziehung, die uns stützen könnten, können wir aktuell oft nicht wahrnehmen, auf Grund äußerer Regularien oder der Sorge vor Ansteckung.

Den eigenen Ansprüchen gerecht werden

Was uns in dieser Zeit zusätzlich belastet ist, wenn wir stets allen Erwartungen, vor allem unseren eigenen, gerecht werden wollen.

In meinem letzten Resilienz-Workshop hat sich eine Dame bei der Vorstellung geoutet, dass sie gerade völlig ausgelaugt ist und kaum noch Kraft hat. Für alle gibt sie 200 %, für das Unternehmen, für die Kollegen und für Ihre Familie. Für sie selbst bleibt nichts mehr übrig, und von den anderen kommt irgendwie auch nichts zurück.

In einer Übung zum Thema „Wie kommuniziere ich?“ hat sie erkannt, dass sie kaum Zugriff auf ihre eigenen Bedürfnisse hat, diese in keiner Weise nach außen kommuniziert und anderen auch keinen Raum lässt sich zu kümmern.

Eine wichtige Erkenntnis und ein erster Schritt für mehr Selbstfürsorge.

Eigene Erwartungen genauer hinterfragen

Aktuell ist eine gute Zeit, um unser eigenes Verhalten und unsere Sichtweisen zu hinterfragen. Es gibt wenig Ablenkung, viel Konfliktpotential aufgrund mangelnder Ausweichmöglichkeiten und im Homeoffice und Homeschooling können diejenigen, die es stets allen recht machen wollen, sich regelrecht austoben.

Wie gehe ich mit meinen Bedürfnissen um?

  • Kenne ich meine eigenen Bedürfnisse überhaupt?
  • Wenn ja, kommuniziere ich diese nach außen?
  • Gebe ich mir die Erlaubnis diese zu leben?
  • Erwarte ich diese Erlaubnis von anderen zu bekommen und ärgere mich insgeheim, wenn ich sie nicht bekomme?
  • Gebe ich meinem Gegenüber überhaupt die Möglichkeit sich zu kümmern?

Selbstfürsorge – ein gesunder Egoismus

Ein für mich sehr einleuchtendes Bild ist die Atemmaske im Flugzeug. Bei der Sicherheitseinweisung wird stets darauf hingewiesen, erst sich selbst die Maske aufzusetzen und dann den Kindern oder Nachbarn zu helfen.

Nur wenn wir unsere eigenen Kräfte erhalten, können wir einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Wenn wir in eine Erschöpfungsspirale geraten, sind wir für keinen mehr eine Hilfe, ganz im Gegenteil. Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung berichten.

Was sind deine Bedürfnisse?

Je gestresster wir sind, desto schwerer fällt es uns die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Bei mir ging das soweit, dass ich die Frage „Was tut dir gut?“ tatsächlich nicht mehr beantworten konnte.

Wenn du es tatsächlich nicht mehr weißt, erinnere dich daran, was du früher gern gemacht hast oder probiere einfach aus. Versetzte dich in den Modus eines Kindes, das sagt „Ich will, …“ Was will dein Kind? Nimm dir Zeit und hör ihm zu.

Übung: Bedürfnisse zu erforschen

Die Meditation ist eine wunderbare Methode um nach innen zu lauschen. Setzte dich mit der Frage nach dem, was dein inneres Kind gerade braucht auf ein Kissen oder einen Stuhl. Wenn du von anderen Gedanken abgelenkt wirst, halte kurz inne, nimm die Gedanken ohne zu werten wahr, lass sie ziehen und richte deinen Fokus wieder auf deine Bedürfnisse bzw. dein inneres Kind. Du kannst es auch beim Spazierengehen oder in einem stillen Moment an deinem Lieblingsplatz machen.

Mein Tipp: Sei neugierig und probiere verschiedene Dinge aus, die dir in den Kopf kommen. Versuche alles was dir Gut tun könnte mehr als einmal. Am Anfang fühlt es sich oft fremd an, denn auch unser Entspannungs- und der Genussmuskel will trainiert werden.

 

Herzliche Grüße und viel Freude beim Ausprobieren.