Raus aus dem Stress mit Hilfe von Coaching oder Therapie?

Okt 31, 2016

Business Coaching als Notfallschirm

Ich hatte den ersten Zusammenbruch und den ersten längeren Ausfall hinter mir. In dieser Zeit bekam ich von meinem Unternehmen ein dreitägiges Business Coaching. Ich habe in diesen Tagen viel über mich und das System gelernt, in dem ich mich bewegte.

Ich erkannte, warum ich so viele Dinge persönlich nahm. Ich verstand, dass mein fester Glaube, dass ich nur 5 % mehr geben müsse und dann würde alles wunderbar laufen, reine Utopie war.

Nach einer Organisationsaufstellung hatte ich es klar vor Augen. Ich habe den Job von mindestens fünf Personen auf einmal gemacht. Auch 200% mehr Einsatz hätte nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Das Coaching bewahrte mich davor noch tiefer zu fallen. Ich begann damit immer ehrlicher mich und mein Verhalten zu betrachten.

Den „Reset-Button“ drücken

Mein Coach sagte mir damals: „Um den Weg aus dem Stress zu finden, kannst du dich entweder sehr lange Zeit unterhalb deiner Belastungsgrenze bewegen oder du fährst alles einmal vollständig herunter.“ Wie recht er doch hatte.

Es hat noch ein ganzes Jahr gedauert, bis ich verstand, dass ein Urlaub und die Arbeit auf einigermaßen Normalmaß herunter zu fahren nicht die Lösung für mich war. In meinem Leben war so einiges grundsätzlich in Schieflage geraten und bedurfte einer grundlegenden Änderung meinerseits. Ich entschloss mich für den Reset-Button.

Klinikaufenthalt als Musterunterbrecher

Mein Aufenthalt in der psychosomatischen Klinik war für mich der Startpunkt des Weges zurück ins Leben. Es war der dringend notwendige Musterunterbrecher. Es war die Erlaubnis aus dem Hamsterrad auszusteigen und mir eine längere Auszeit zu gönnen.

Es gab mir die Möglichkeit tief durch zu atmen und mein Leben in seine Einzelteile zu zerlegen. Ich hatte Zeit die Einzelteile zu überprüfen, anzupassen, auszusortieren, Neues zu integrieren und alles wieder zusammenzusetzen.

Das Wichtigste am Klinikaufenthalt war für mich die lange Auszeit. Ich war so sehr in meinen engen Denkmustern gefangen, dass ich selbst keinen Weg mehr sehen konnte. Ich wusste nicht mehr, was gut für mich ist und was nicht.

Die Erlaubnis nicht mehr funktionieren zu müssen

Um diesen Teufelskreislauf zu stoppen, braucht es in meiner Welt einen Musterunterbrecher. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass je tiefer jemand diese Spirale nach unten gegangen ist, desto länger und radikaler darf dieser Musterunterbrecher sein. Und es muss nicht zwangsweise eine Kur oder ein Krankenhausaufenthalt sein.

Für mich war dieser Musterunterbrecher der Klinikaufenthalt. Ich brauchte die Erlaubnis eines Arztes nicht mehr funktionieren zu müssen. Die Einweisung in die Klinik war für mich gleichbedeutend mit der Erlaubnis loszulassen. Ich durfte mich endlich um mich selbst zu kümmern.

  • Was könnte dein Musterunterbrecher sein?
  • Ein Sabbatical für ein paar Wochen, Monate oder ein ganzes Jahr?
  • Brauchst auch du die Erlaubnis eines Arztes für eine Auszeit?
  • Oder ist es ein neuer Job?
  • Eine paar Wochen auf einer einsamen Insel?

Erkenntnisse in der Klinik

In den Wochen in der Klinik erkannte ich, dass ich eine von vielen war. Ich erkannte, dass Burnout viele Ursachen haben kann und doch immer wieder die gleichen Strukturen hat. Ich hatte die Möglichkeit das Verhalten anderen Menschen mit Burnout zu beobachten. Ich erkannte, wie wenig Sinn manches Verhalten und somit auch mein eigenes Verhalten machte. Und ich erkannte den Grund für meine Erschöpfung.

In der Klinik habe ich den Grundstein für meinen weiteren Weg gelegt. Die weiterführende Therapie war für mich nicht zielführend. Es war maximal ein netter Austausch. Hatte ich ernsthafte Probleme in dieser Zeit, bin ich zu dem Coach, der mich schon vor meiner Auszeit begleitet hat.

Zweiter Musterunterbrecher: Meine Tochter

Ich bin zutiefst dankbar, dass ich meine Tochter erst nach meinem Burnout auf die Welt gebracht habe. Ich habe in dieser Zeit gelernt,

  • wie kostbar das Leben ist.
  • wie wichtig es ist, jede Minute bewusst zu leben und zu genießen.
  • wie schnell die Zeit vergeht, ohne dass ich wirklich gelebt habe.
  • wie tief ich fähig bin zu lieben.
  • wie schön es ist die Welt zu entdecken und mit den Augen eines Kindes zu sehen.

In dieser Zeit habe ich gemerkt wie wichtig es ist den Blick auf das Jetzt und Hier zu richten und einen Weg aus den alten Mustern zu finden. Schon allein um die Muster nicht an meine Tochter weiter zu geben.

Den Blick auf die Zukunft ausrichten

In meiner Coaching-Ausbildung habe ich einen vollständigen Coaching-Prozess durchlaufen.

Ich bin stehengeblieben, habe zurückgeschaut und gesehen, wie viel ich in den letzten Jahren zum Positiven verändert habe. Das war eine ganze Menge. Das war mir vorher nicht bewusst. Oft hatte ich das Gefühl von Stillstand. Das war für mich eine unglaubliche Motivation diesen Weg weiterzugehen.

In dieser Zeit kam ich an dem folgenden Punkt vorbei:

Egal wie oft ich meine Vergangenheit anschaue, sie wird sich nicht ändern. Sie ist wie sie ist. Und es ist höchste Zeit den Blick nach vorne zu wenden und die Dinge, die mir wichtig sind zu verändern durch Mut und Kontinuität.

Ein klares Ziel vor Augen

Als ich meinen Blick nach vorne gerichtet habe, ist mir bewusst geworden, wie sehr ich früher die Ziele anderer Menschen verfolgt habe. Die Ziele meines Arbeitgebers, die Ziele meiner Eltern, meines jeweiligen Partners… Dies hat zur Folge, dass ich wie eine Getriebene durch mein Leben gegangen bin. Selbst wenn ich das Ziele erreicht hatte, war ich nicht wirklich zufrieden und glücklich.

In dem ich viele Dinge ausprobiert habe und meinen Blick nach vorne gerichtet habe, konnte ich immer mehr mein Ziel und meine Werte formulieren. Damit wurde immer klarer, was ich tun möchte und vor allem warum ich es möchte.

In meiner NLP Ausbildung habe ich gelernt, mir und anderen besser zuzuhören, Glaubenssätze und Strukturen zu erkennen, Ziele klar zu formulieren.

Klare Ziele haben für mich noch einmal eine ganz neue Energie freigesetzt. Ich kann meine Aufgaben klar priorisieren. Somit kann ich bewusst entscheiden, welche Aufgaben gerade zu tun sind und meinen Zielen jeden Tag ein paar Schritte näherkommen. Es ist gibt mir das Gefühl von Freiheit.

Selbst Aufgaben, die ich früher vor mir hergeschoben hätte oder nur mit viel Widerwillen gemacht hätte, haben eine neue Qualität. Ich weiß, welchem Zweck sie dienen und warum ich sie tue.

  • Hast du eigene Ziele in deinem Leben?
  • Oder lebst du für die Ziele anderer Menschen?

Mein persönliches Fazit

In meiner Welt gibt es kein Richtig oder Falsch mehr. Jedes Verhalten hat ein Ergebnis. Dieses Ergebnis führt mich zu meinem Ziel oder es bringt mich weiter weg. Kenne ich meine Ziele, kann ich dieses Feedback für mich nutzen meine Ziele zu erreichen.

Die Klinik war gut als Unterbrechung meiner fatalen Verhaltensweisen. Für ein Leben voller Energie und Lebensfreude hat es für mich nicht gereicht.

Vergiss nicht, Burnout ist lediglich das Ergebnis eines Verhalten. Du kannst es jeder Zeit ändern! Nicht von Heute auf Morgen. Schritt für Schritt und schneller als du denkst!

Das Leben ist schön. Alles Liebe

Silke Wolf